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Staatsmeisterschaft 2003, Finalrunde 5

Black: Bernhard Scheid, 5d time: 90 min, byo-yomi: 20/10, 15/5
White: Gert Schnider, 5d komi: 6,5
    date: 16.11.2003
result: B+ Resign place: WBC

Meine Finalrundenpartie gegen Gert Schnider ist sicher keine Meisterleistung, aber vor allem wegen des wilden Kampfes im späten Mittelspiel von einem gewissen Unterhaltungswert.

Figur 1, Züge 1-50

Diagramm 1

S-28 deckt rechts von 20

Weiß 10: Führt zu der Joseki-Variante, die Schwarz schon mit 7 im Sinne hatte. Schwarz hofft, dass W 14 auf Sansan (=17) spielt, worauf Schwarz auf 16 schneidet. Dies könnte eine Abfolge wie in Diagramm 1 ergeben:

Diagramm 1: Nachdem Schwarz mit 2, etc. geschnitten hat, kann auch Weiss mit 22-24 schneiden und Schwarz zu einem kleinen Leben in der Ecke zwingen. Nach 31 ist es jedoch in dieser Situation äußertst schierig, die Schnittsteine vernünftig weiter zu entwickeln. Franz Huettler spielte im selben Tournier in einer ähnlichen Situation den Zug 19. Es gelingt dabei zwar Schwarz zu einem augenlosen Klumpen zusammen zu squeezen, doch bleibt Weiß mit zu vielen Schnittmöglichkeiten über. Nach 28 bietet sich A an. Schwarz wird dann die Abfolge B-E in Sente spielen (Weiß muß Augen machen), und kann dann 22 in Bewegung setzen. Auch in anderen Varianten ist der Stein 7 (in Figur 1) der perfekte attacking move. Wenn Weiß 11 statt zu schneiden auf 12 die Ecke sichert, folgt Schwarz B. Der Schnitt auf 11 hat dann nur noch Endspielwert.

Gert deckt aus diesem Grund den Schnitt mit 14 und überlässt Schwarz den vitalen 3-3 Punkt. Der Abtausch 15-16 ist peinlich für Weiß aber in der Situation kaum zu vermeiden. Schwarz ist zufrieden.

Wenn Weiß von Anfang an die Pläne des schwarzen durcheinander bringen will, kann er statt auf 10 gleich auf 17 spielen. Dies führt zu einem ganz anderen Spiel.

***

Schwarz 19: Besser auf 41! Zufrieden mit der Abfolge in der rechten unteren Ecke, spiele ich von diesem Punkt an etwas weich - eine häufige Schwäche von mir.

Schwarz 23: Großer Zug aber ein Kakari auf 24 wäere auf jeden Fall vorzuziehen. Der obere Rand hat Priorität.

Weiß 26: Diese Invasion erscheint mir zu früh. noch immer ist der obere Rand wichtiger. Außerdem kommt duaduch der Zug 23 zur Geltung da Schwarz nun mit 35 ein gute Attacke auf die Ecke hat. Noch immer schätze ich allerdings die Lage zu rosig für mich ein.

Schwarz 45: hier oder spätestens mit S-49 hätte ich auf 50 spielen müssen! Aber irgendwie scheute ich einen frühen Kampf und hoffte, später die ganze Gruppe attackieren zu können...

Figur 2, Züge 51-100

W-100 deckt rechts von 96

Diagramm 2

Schwarz 53: Wahrscheinlich ebenfalls ein Fehler, da Weiß hier mit 90 noch immer invadieren kann. Daher ist das schwarze Gebiet am unteren Rand so wie so nicht viel wert.

Weiß 58: Droht nicht nur auf 59 zu schneiden, sondern auf 89! Daher spielt Schwarz mit.

Nach 60 scheint die Situation völlig offen. Nach einem Yosu-miru (Probezug) in der Ecke links oben kommt Schwarz nun endlich dazu, am oberen Rand zu spielen und baut hier ein kleines Moyo auf.

Schwarz 69: Eigentlich sollte sich Schwarz um die linke Seite kümmern. Je stärker die Steine hier sind, desto eher erwacht auch 61 zum Leben. Schwarz fürchtet aber, dass sein einziges größeres Gebietspotential zerstört werden könnte und spielt daher 69, auch als möglichen Rettungsanker für die Steine am linken Rand.

Weiß 70-74: Weiß reduziert das schwarze Moyo auf ein Gebiet von durchschnittlichen Ausmaßen ...

Weiß 76: ... und attackiert die Randsteine. Wesentlich unangenehmer als 76 wäre mir jedoch ein Keima auf A. Schwarz kann zwar mit B versuchen zu fliehen, kommt aber nach C früher oder später in Formprobleme.

Nachdem Schwarz seine Gruppe mit 87 aus der Gefahrenzone befreit hat, droht in der weißen Ecke links oben ein Ko:

Diagramm 2: Wenn Weiss nach S-3 auf A Atari gibt, kann Schwarz mit B ein Ko anzetteln. Will Weiss allerdings Schwarz ohne Ko augenlos halten, so muss er 4 und 6 spielen, doch dieser Weg führt direkt in die Katastrophe...

Weiß 88: Fehler, da 131 (31 in Figur 3) immer noch möglich ist. Besser selbst auf 131, worauf Schwarz auf 88 decken muss. Überhaupt sollte dieser Zug erst nach 90 gespielt werden.

Weiß 92: Noch ein Fehler. Stärkt Schwarz (Schwarz verliert nur wenig Gebiet am Rand, bekommt aber umso mehr Außenstärke).

Figur 3, Züge 100-150

Diagramm 3

Weiß 114: Zu klein. Nach 113 droht A.

Weiß 116: Weiß hätte 117 und 119 verhindern müssen.

Weiß 128: Versucht das Aji von A zu decken.

Schwarz 131: Der Zug, den Weiß übersah. Reduziert die gesamte weiße Gruppe auf ein Auge!

Schwarz 133: Fehler! Besser 134 (siehe Diagramm 3):

Diagramm 3: Nach 1 (statt 133) scheitern alle Versuche von Weiß hier ein Auge zu machen. Am unteren Rand und in der Mitte hat Weiß jeweils nur ein Gote-Auge. Nach der Abfolge 14-21 kann Schwarz entweder mit A oder mit B-F ein zweites Auge verhindern.

Weiß 138: Ein letzter Fehler. Stattdessen auf 140, und Weiß lebt:

Daher war auch S-133 ein Fehler!
Angesichts der vielen Möglichkeiten, das weiße Gebiet noch weiter zu reduzieren, sieht die Partie aber auch dann gut aus, wenn Schwarz zulässt, dass Weiß 2 Augen macht.

Ähnlich wie in der Staatsmeisterschaftspartie 1999 spielte ich auch diesmal nach einem gelungenen Start etwas zu weich. Gegen Ende des Mittelspiels halfen mir aber taktische und strategische Ungenauigkeiten meines Gegners. Gert war überhaupt während dieser Staatsmeisterschaft "not his usual self".

Pok, Dezember 2003

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Last update: Oct 2005