Pok's Go Space

Ehrentafeln der Internationalen Meisterschaften in Japan, 1963 & 1964

Fundstücke der österreichischen Go-Geschichte (III)

Die internationalen Amateur-Weltmeisterschaften finden in Japan offiziell seit 1979 statt. Schon 1963 und 64 gab es allerdings die ersten, vom Japanischen Go-Verband in Tokyo veranstalteten Internationalen Amateur Tourniere, bei denen auch jeweils ein österreichisches Team vertreten war. Zwei Fundstücke aus dem Archiv des österreichischen Go-Verbands erzählen von diesen Events:

Bild: Christian Palmers, Dez. 2005
Bild: Christian Palmers, Dez. 2005

Einem GO-KURIER*, der mir freundlicherweise von Alfred Karpfen geborgt wurde, entnehme ich folgendes:

Das 1. Internationale Go-Tournier fand im Oktober 1963 in Tokyo statt. Es war eine Gruppenmeisterschaft, zu der Teams aus 9 Nationen eingeladen waren. In der Reihenfolge des Endstandes:

  1. Japan
  2. Korea
  3. Taiwan (Formosa)
  4. Deutschland
  5. USA
  6. Jugoslavien
  7. Holland
  8. Österreich
  9. England

Österreich befand sich zu dieser Zeit also unter lediglich sechs westlichen Nationen, deren Go-Szene groß und aktiv genug war, um von Japan aus wahrgenommen zu werden. Unter diesen sechs Nationen belegte das österreichische Team allerdings den vorletzten Platz. Unter den auf dem Pokal eingravierten Spielern nahmen im Grunde nur Alfred Nimmerrichter und Manfred Wimmer aktiv am Tournier teil. Robert Nagel, der die Gesandtschaft in seiner Funktion als österreichischer Verbandspräsident begleitete, sprang nur einmal ein, und Horst Müller stieß offenbar als "Beobachter" zum österreichischen Team, da er damals bereits seit einem Jahr in Japan wohnte.

Nimmerrichter war 1963 amtierender Staatsmeister, der Titel sollte ihm jedoch noch im gleichen Jahr von Wimmer, der erst drei Jahre Go spielte, abgenommen werden. Im Jahr darauf entschied man sich dennoch, dem zweiten erfolgreichen Nachwuchsspieler, Helmut Wiltschek, die Gelegenheit zu einem Japanaufenthalt zu geben. Wiltschek verlegte seinen Lebensmittelpunkt von da an zwar nicht ganz nach Japan, lernte aber im Nihon Kiin seine zukünftige Frau kennen und knüpfte diverse Go-Freundschaften, die ihn bis heute mit der japanischen Go-Elite aufs engste verbinden (s. dazu Helmut Wiltscheks Gastbeitrag).

 

* Der GO-KURIER wurde 1963, offenbar im Anschluss an die internationale Meisterschaft, von Alfred Nimmerrichter ins Leben gerufen. Er wurde später von der TREPPE als Verbandszeitung abgelöst. Beide Zeitschriften zeugen von den beachtlichen publizistischen Aktivitäten innerhalb der österreichischen Szene in den 60er und 70er Jahren.

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