Wiener Presse Meldungen anlässlich der Herausgabe von
Go, das Nationalspiel der Japanesen, 1882
Fundstücke der österreichischen Go-Geschichte (V)
1882, ein Jahr nach Oskar Korschelts Artikel Go, ein Concurrent des Schach, brachte der Verlag Moritz Kuhl in Leipzig erstmals ein Go-Set auf den Markt, dem auch eine Spielanleitung unter dem Titel Go, das Nationalspiel der Japanesen beigefügt war. Das Set existierte in drei Ausführungen, als „Mappe“, in „Carton“, und „in Holz in höchst eleganter Adjustierung“. In letzterer Ausführung kostete das Ganze 10 Gulden, eine stattliche Summe in der damaligen Zeit. Auch konnte man die Spielanleitung als Buch erwerben. Dieses basierte auf „dem Korschelt“, war aber kürzer und leichter fasslich formuliert. Der Autor, Richard Schurig (1825–1896), war wie Korschelt ein führender Schachspieler aus Leipzig, der im Brotberuf als Mathematiklehrer tätig war.
Zwei prominente Wiener Buchhandlungen nahmen die Leipziger Go-Sets bereits 1882 in ihr Sortiment auf und starteten in mehreren Tageszeitungen eine Kampagne, in der Go u.a. als „Zeitvertreib in Sommerfrischen“ angepriesen wurde, wenngleich auch betont wurde, dass es sich um „kein Spiel für Kinder“ handle. Retrospektiv gesehen war diese Kampagne die Geburtsstunde des österreichischen Go.
Hier einige Auszüge aus diesen Zeitungen, die der mithilfe der Datenbank Anno, AustriaN Newspapers Online der Österreichischen Nationalbibliothek gefunden wurden.
Neue Freie Presse, 6. 6. 1882
Neue Freie Presse, 11. 6. 1882
Neue Freie Presse, 25. 6. 1882
Presse, 17. 6. 1882
Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 18. 6. 1882
Weltblatt, 24. 5. 1882
Weltblatt. 22. 6. 1882
Dieser initialen Kampagne folgte im April 1888 anlässlich einer erweiterten Auflage von Schurigs Spielbeschreibung eine ähnliche Welle von Artikeln in mehreren Zeitungen der Habsburger Monarchie, die in mehr oder weniger identischen Worten auf das Go-Spiel aufmerksam machten:
Innsbrucker Nachrichten, 14. 4. 1888
Dabei blieb es. Zumindest finden sich in der erwähnten Datenbank keine weiteren Hinweise auf Go in der Habsburger Presse. Wahrscheinlich sprach sich bald herum, dass der hohe Zeitaufwand, den das Erlernen des Go erfordert, der Einführung des Spiels als schick-exotisches Vergnügen im Wege stand. Dennoch führten Korschelts und Schurigs Initiativen zur Bildung einer kleinen Gemeinde von Go-Enthusiasten, die sich in Österreich offenbar vor allem aus Physikern zusammensetzte. Diese schufen über kurz oder lang eigene publizistische Organe, um das Spiel weiter zu verbreiten (s. Pfaundlers Go-Zeitung).