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Staatsmeisterschaft 2004, Finalrunde 5

Black: Gert Schnider, 5d time: 75 min, byo-yomi: 30/10
White: Bernhard Scheid, 5d komi: 6,5
    date: 27.11.2004
result: W+ Resign place: Graz

Aus meiner Sicht eine gute Partie, die sich im Mittelspiel zu meinen Gunsten entwickelte, letztlich aber durch (vermeidbare) taktische Fehler auf beiden Seiten entschieden wurde.

Figur 1, Züge 1-50

Schwarz 5 - Weiß 24: Weiß gelingt es, ein Joseki zu spielen, bei dem Schwarz mit Nachhand aussteigt. Dadurch spielt Weiß als erster in der letzten freien Ecke. Schwarz hat dafür eine solide Stellung entlang der linken Seite und eine sichere Ecke. (Der Block auf Weiß 50 ist zwar groß, aber Nachhand. Schwarz lebt, auch wenn er hier nicht reagiert.)

Schwarz 37 - Weiß 40: Das Sagari auf 37 ist möglich, es droht aber der Schnitt rechts von 29, sobald die Treppe günstig für Weiß ist. Daher investiert Schwarz hier gleich noch einen Zug mit 39. Damit gewinnt die rechte Seite die höchste Priorität.

Schwarz 41 - Weiß 46: Das Shimari ist hier ein wenig entwertet, da 38 den Einfluss des Shimaris begrenzt und 42 den idealen Invasionspunkt darstellt. Weiß 46 erschien mir absolut notwendig und hilft auch den zwei Steinen links ein wenig.

Schwarz 47: Der ideal Folgezug nach dem Joseki in der linken Ecke, sowohl für Schwarz als auch für Weiß. Ein sogenannter "Ganzbrett-Vitaler". Reduziert weißen Einfluss und bedroht von ferne die weißen Invasionssteine. Dieser Punkt wäre auch für Weiß anstelle von 42 zu überlegen gewesen.

Schwarz 49 - Weiß 50: Weiß spielt auf Gebiet und hofft, die bevorstehende Attacke auf die zwei weißen Steine unbeschadet zu überstehen.

Figur 2, Züge 51-100

Schwarz 51 - Schwarz 57 : Das Schlagen von zwei weißen Steinen ist groß (Weiß könnte ansonsten die schwarze Ecke in Vorhand auf drei Punkte reduzieren). Dennoch bleibt Schwarz mit einer bedauerlichen Schwäche (69) über, die die Effektivität des Angriffs auf die weißen Steine stark beeinträchtigt. Statt 51 wäre es besser, gleich auf 57 zu spielen. Außerdem hätte Schwarz vor 57 wahrscheinlich einen Peep (unterhalb von 62) auf die beiden weißen Steine spielen sollen.

Weiß 58 - Weiß 66: Plangemäß kann Weiß entweder zwei Augen machen oder ins Zentrum flüchten.

Schwarz 67: Besser auf 68. Weiß spielt dann unterhalb von 65, Schwarz muss einen Schnitt decken, und Weiß kann am linken Rand bequem ein zweites Auge machen. Die Gesamtsituation wäre damit leicht vorteilhaft für Weiß aber besser für Schwarz als der folgende Partieverlauf. Schuld daran ist die Schwäche auf 69.

Weiß 70 - Weiß 80: Weiß bedroht einen Teil der angreifenden Steine und übernimmt die Initiative.

Schwarz 81: Ajikeshi. Zerstört jegliches Potential der drei umschlossenen Steine. Schwarz sollte statt dessen auf J6 (oberhalb von Weiß 46) anlegen.

Schwarz 83 - Weiß 86: Weiß fühlt sich gut und spielt auf sicher.

Schwarz 87 - Weiß 100: Schwarz fischt hier im Trüben und hofft auf einen taktischen Fehler.

Figur 3, Züge 100-132

Weiß 102 - Weiß 104 : Und da ist der Fehler auch schon. Weiß übersieht Schwarz 103! Weiß 102 ist wahrscheinlich der beste Zug aber statt 104 hätte Weiß gleich auf 106 peepen müssen. Hätte Schwarz dann auf 107 geantwortet, könnte Weiß auf 125 (!) schneiden. Nach dem Abtausch 204-205 ist dieser Schnitt aber nicht mehr möglich. Hätte Weiß mit 204 auf 206 gespielt, hätte Schwarz daher auf 120 decken müssen. Weiß hätte dann aber keine Schwierigkeiten gehabt, sich mit einm Schnitt auf 119 aus der schwarzen Umklammerung zu befreien.

Schwarz 105 - Schwarz 115: Weiß kann nun seinerseits nur noch auf taktische Komplikationen hoffen, aber der Schnitt auf 110 sieht nicht sehr erfolgversprechend aus. Schwarz braucht nur ein einziges Auge, um damit das Semeai mit der weißen Gruppe zu gewinnen ("Auge gegen Nicht-Auge").

Schwarz 117: Hier ist aber der taktische Fehler von Schwarz. Schwarz übersieht ein Damezumari (Mangel an Freiheiten) und wird augenlos von seinem Fluchtweg abgeschnitten. Hätte Schwarz hier auf 132 gespielt, hätte Weiß wohl nicht verhindern können, dass Schwarz entweder ein Auge bekommt, oder sich rechts unten verbindet. (Bitte selbst ausprobieren.)

Schwarz gibt nach Weiß 132 auf.

Obwohl ich mich diesmal während der Partie die meiste Zeit wohl fühlte, bin ich im Nachhinein nicht sicher, ob man das Fuseki als wirklich gelungen für Weiß ansehen kann. Schwarz hätte mit Zug 51 die Initiative an sich reißen können, erzeugte aber statt dessen eine Schwachstelle, was letztlich zum Misserfolg seiner Attacke führte. Im weiteren Verlauf führte ein taktischer Fehler von Weiß zu einer echten Chance für Schwarz, die Partie doch noch zu gewinnen. Die Bilanz der groben taktischen Schnitzer glich sich jedoch aus und Weiß gewann schließlich durch Aufgabe.

Pok, November 2004

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Last update: Nov 2005